Mit den richtigen Schritten kann eine zielgenaue Investition gewährleistet werden.

Digitale Transformation: In 6 Schritten zu besserem Investitionsmanagement

Die Zukunft ist teuer: In vielen Unternehmen verschlingt die digitale Transformation erhebliche Summen. Gleichzeitig besteht großer Handlungsdruck, denn zu langes Zögern oder Fehlentscheidungen können im schlimmsten Fall zur Existenzbedrohung werden. Im zweiten Teil seines zweiteiligen Beitrags präsentiert unser Gastautor Michael Schneider ein mehrstufiges Vorgehensmodell, das vor Fehlinvestitionen schützen soll.

In meinem letzten Beitrag habe ich erklärt, warum wir uns in puncto Investitionsplanung vom Gießkannenprinzip verabschieden sollten. Doch ab sofort zielgerichtet und effizient zu investieren, ist leichter gesagt als getan. Um dieses ambitionierte Ziel erreichen zu können, muss zwangsläufig die folgende Frage beantwortet werden:

„Durch welche Investitionsvorhaben und Digitalisierungsprojekte lassen sich unsere strategischen Ziele am besten realisieren?“.

Um das systematisch herauszuarbeiten, hilft ein mehrstufiges Vorgehen. Es hilft zu sortieren, zu analysieren, zu priorisieren und zu bewerten.

Bringen wir Ordnung ins Chaos:

1. Strategie überprüfen

Zur Digitalisierung gehört häufig die Transformation von etablierten Geschäftsmodellen. Hier muss die aktuelle Strategie überprüft werden. Ist eine Anpassung oder Erweiterung des bestehenden Geschäftsmodells notwendig? Wie sieht die digitale Strategie konkret aus, welche Ziele werden verfolgt? In welcher sachlichen und zeitlichen Beziehung stehen die strategischen Ziele zueinander? Kann man die Ziele mit Zahlen unterfüttern?

In dieser Phase spielen die internen und externen Rahmenbedingungen sowie die Aspekte der Digitalisierung eine große Rolle: Die individuellen Kundenwünsche stehen im Mittelpunkt der Wertschöpfung, die Beherrschung der neuen Technologien und digitalen Datenvielfalt werden zum strategischen Wettbewerbsvorteil.

2. Investitionsideen analysieren

Ideen zur Digitalisierung des Unternehmens gibt es meist viele. Jeder Standort und jeder Unternehmensbereich hat eine Wunschliste in der Schublade. Es gilt nun, von diesen heterogenen, manchmal sogar gegenläufigen Einzelprojekten zu einem konsistenten Investitionsprogramm zu kommen. Dafür müssen alle kursierenden Vorhaben klassifiziert, inventarisiert, gebündelt und priorisiert werden. Gibt es mögliche Abhängigkeiten und Wechselwirkungen zwischen den Ideen? Jetzt ist Zeit für die klassische betriebswirtschaftliche Betrachtungsweise des „Return on Investment“ (ROI). Ob man die Investitionsvorhaben nach Amortisationsdauer, internem Zinsfuß oder Barwert einstuft, ist letztlich von den Gewohnheiten des jeweiligen Unternehmens abhängig. Hauptsache, es erfolgt konsistent und vergleichbar. Aber Achtung: Die reine Renditebetrachtung reicht nicht aus, um die Vorhaben ganzheitlich zu bewerten. Sinnvoll ist dagegen eine mehrdimensionale Betrachtung, die auch Finanzierungsfragen, Umsetzungsdauer und die strategische Ausrichtung im Rahmen der Digitalisierung einfließen lässt. Was sich also schnell rentiert, aber nicht in den digitalen Fahrplan passt, wird zurückgestellt.

3. Investitionsprogramme definieren

In diesem Schritt werden die Vorhaben je nach strategischem Ziel zu unterschiedlichen Programmen mit unterschiedlichen Schwerpunkten zusammengefasst. Den methodischen Rahmen dafür liefern die Instrumente der Portfolioanalyse und des Benchmarkings. Vor allem aber geht es auch in dieser Phase um Kommunikation. Denn der Prozess und die Ergebnisse müssen von allen Standorten, Fachabteilungen und Hierarchieebenen mitgetragen werden. Die Umstellung vom als gerecht empfundenen Gießkannenprinzip mit viel Autonomie hin zum internen Wettbewerb um Investitionsbudgets darf nicht unterschätzt werden. Noch sind die unterschiedlichen Investitionsprogramme nicht unmittelbar vergleichbar, doch der wenig strategische Ideenwildwuchs ist beseitigt.

4. Investitionsprogramme bewerten

Der Wettbewerb geht in die entscheidende Runde: Die Investitionsprogramme werden endgültig qualitativ und quantitativ bewertet. Dabei hilft ein ganzheitliches Scoring-Modell, mit dem sich die Investitionseffekte weiter konkretisieren lassen, bis Nutzen und Risiken transparent und messbar auf dem Tisch liegen. Sich nun gemeinsam für das beste Programm zu entscheiden, ist jetzt fast eine Formsache.

5. Investitionsprogramme analysieren

Die unterschiedlichen Investitionsprogramme treten in einen unternehmensinternen Wettbewerb. Dafür werden sie in die Mehrjahresplanung integriert und ihre Effekte auf GuV, Bilanz und Liquidität simuliert. Dabei werden auch erkennbare Risiken durchgespielt. Zum Beispiel die Folgen schwankender Preise, Mengen und Auslastung. Natürlich prüft man an dieser Stelle auch mögliche Finanzierungsalternativen oder justiert die Programme entsprechend der gewonnenen Erkenntnisse nach.

6. Investitionen kontrollieren

Die Digitalisierung bietet immer wieder neue Chancen für die Unternehmensentwicklung. Marktanforderungen und Werte werden sich immer wieder ändern. Deshalb müssen auch langfristig ausgerichtete Programme regelmäßig überprüft werden. Im Rahmen eines Investitionscontrollings findet das kontinuierliche Monitoring und Justieren statt. Hat oder hatte die Investition den gewünschten Effekt? Muss etwas verändert werden?

Wenn Sie dieses Vorgehensmodell beherzigen, sichern Ihre Investitionen wirklich die Zukunft – und die Gießkanne können Sie getrost an den Nagel hängen.

Michael Schneider

Michael Schneider ist Senior Manager bei Ebner Stolz Management Consultants und ist mitverantwortlich für die Weiterentwicklung des Themas Unternehmenssteuerung. Als Berater unterstützt er Unternehmen außerdem in Fragestellungen des Controllings sowie in Sanierungssituationen.

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